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  • AutorenbildNadia Tosetti

#12 - Milchzwergefotografie – oder: Wirf SOFORT alles Geplante über Bord!!!


Ein kleines Gedankenexperiment zum Wochenende:

Schliesst eure Augen und atmet tief ein … uuund aus.

Und ein … uuund laaange aus.

Genau so.

Entspannt?

Keine Sorge, das geht gleich vorbei.

So, und jetzt stellt ihr euch mal vor, ihr habt einen Tag lang meinen Job und ihr seid jetzt mal einfach Fotograf/in.

Damit meine ich keine Filter-Food-Fotos und schlecht ausgeleuchteten Insta-Selfies mehr.

Ihr habt jetzt die ganzen teuren Kameras, wisst alles über Blenden, Verschlusszeiten und Weissabgleich, besitzt gefühlt tausend Objektive, ein übertrieben hip eingerichtetes Studio, richtig coole Blitzanlagen, zahlt SVA Abgaben und Steuern … und so weiter.

Und nicht nur das, ihr wurdet sogar bereits gebucht.

Wooooaaaah!

Das Set ist also eingerichtet, die Speicherkarten formatiert, die Akkus geladen, das Licht richtig eingestellt und ihr seid so richtig motiviert.

Und was macht euer Model?

Es schreit.

Es weint.

Es furzt.

Es rülpst.

Es quengelt.

Welcome to my world …

Neeee, alles gut. Einfach nochmal tief durchatmen - ganz so schlimm ist es dann natürlich doch nicht.

Fotograf zu sein ist super und es ist mir sowas bisher noch nie passiert.

Indianerehrenwort.

Aber sollte sich jemals ein erwachsenes Model so daneben benehmen wäre es meiner Meinung nach mehr als legitim, es schlicht und einfach rauszuwerfen. Hochkant und unsanft.

So ein Verhalten gehört sich einfach nicht. Wir sind ja schliesslich (fast) alle von unseren Muttis anständig erzogen worden …

Aber bei einer ganz bestimmten Gruppe von Zweibeinern sieht die Sache dann nochmals ganz anders aus: Milchzwerge.

Also, zurück zu eurem Shooting.

Was wir alle wissen: Neugeborene und Kleinkinder sind unglaublich putzig - aber einfach unberechenbar. In Gedanken sehe ich euch jetzt alle wissend nicken. Ihr versteht also, was ich sagen möchte. Das Projekt "Foto-für-Omas-Bilderrahmen" steht und fällt mit der Laune des Milchzwerges.

Schrei. Brüll. Pups.

Dabei habt ihr alles dafür getan, dass es dem kleinen Schatz bei euch gut geht.

Das Studio auf „Vorhölle“ vorgeheizt, das Körbchen mit hautschmeichelnder Babyalpacawolle ausgelegt, zwei Liter Zirbenöl im Raum verteilt und „La-le-Lu“ als Dauerschleifenhintergrundmusik aufgelegt. Ja, selbst Mama und Papa machen sich bereits schon eine volle Stunde lang zum Affen, schneiden Grimassen bis zur Gesichtsentgleisung, kitzeln und streicheln die zarte Babyhaut so zärtlich wie möglich. Ihr gebt euer Bestes, Wildbäche aus Schweiss rinnen euch über die

Stirn und ihr verrenkt euch akrobatisch bis zum Bandscheibenvorfall …

Rülps. Kreisch. Brüll.

Nützt alles nix.

Hat das kleine süsse Bündel in genau diesem Moment keinen Bock auf euch und die beknatterte Kamera – dann fährt da der Zug drüber. Punkt.

Vielleicht kommen tatsächlich ein paar gute Fotos dabei heraus. Sehr wahrscheinlich sogar – Babys sind wirklich unglaublich dankbare Motive.

Aber damit eines auch wirklich klar ist: das habt nicht ihr entschieden!

Aber: Selbst wenn das Shooting gefühlt eine kleine Ewigkeit gedauert hat und am Ende euer halbes Equipment mit dünnflüssigem – nennen wir’s mal „Halbverdautem“ - bekleckert ist – spätestens beim Sichten der Fotos werdet ihr mit einem fetten Grinsen im Gesicht dasitzen.

Denn Fakt ist: jedem Pups eines Babys folgt ein langgezogenes „oooooh“, jedem quängeligen Quietscher ein „Och Gott, wie süüüss“.

Das wird immer so sein.

Und deshalb wird jedes Foto etwas ganz Besonderes – so oder so.

 


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